1. Kapitel - --
„Huh.“ Draco seufzte genervt, als er die letzte Seite von„Quidditch Today“ umblätterte. Nun schon zum dritten Mal. Warum gab es in Wartezimmern denn auch immer nur Frauenzeitschriften? Also, was sollte er tun? „Quidditch Today“ nunmehr zum vierten Mal lesen, oder war er verzweifelt genug für die Frauenmagazine? Mit einem Seitenblick auf den Leitartikel der Q.T. („Ginevra Weasley - neues Quidditchwunder - und ihre Beziehung zu Harry Potter!) wandte er sich dem Stapel Zeitschriften auf dem Beistelltisch in der Mitte des Raumes zu. Außer ihm war keine Menschenseele weit und breit, also demnach... Mal sehen, was es da so schönes gab... Ganz oben auf lag die neueste Ausgabe von „Social Affairs“, die er schon im Begriff war zu nehmen, als ihm das Logo von B.Elfe.R. aus einer Ecke des Titelblattes entgegenblitzte. So weit kam es noch! Nachher würde er noch damit anfangen, seinen Dreck hinter sich selbst wegzuräumen! Ha! Schnaubend arbeitete er sich eine Zeitschrift weiter vor... und sah sich einem Foto von Harry Potter entgegen, der ihn verlegen und mit offenem Hemd vom Cover der „Playwitch“ entgegenschaute. „Ewh!“ Mit spitzen Fingern drehte er die Zeitschrift so um, dass das Cover zur Tischplatte hin lag und legte die Zeitschrift ganz unten in den Stapel. Bevor er das las, würde er sich selbst einen Avada Kedavra verpassen. Unter Umständen sogar, bevor er noch einmal mit diesem Titelbild konfrontiert wurde. Was machte so eine Zeitschrift eigentlich hier? Die könnten Kinder finden! Dieses Mal weitaus vorsichtiger schielte Draco auf die nächste Zeitschrift. Kein halbnackter Potter weit und breit. Erleichtert ausatmend begutachtete Draco die „Witchs Weekly“. Alljährliche Top 10 der begehrtesten Junggesellen ab Seite 13. Huh, da könnte er wohl einmal reinschauen... *+* So in seine Lektüre vertieft bemerkte er erst, dass jemand reingekommen war, als ein helles Lachen von der Tür her zu hören war. Damit hätte er eigentlich rechnen sollen. Nachdem er gerade erfahren hatte, dass er die Nummer eins der diesjährigen Liste war, musste ja praktisch etwas schlechtes als Ausgleich passieren. „Es ist nicht so, wie es aussieht!“ Mit regelrecht resigniert schmerzhaft verzogenem Gesicht schaute Draco zu dem Mädchen, das sich scheinbar so langsam wieder zu fangen schien und sich so offenbar endlich in der Lage sah, ihren Umhang von der Garderobe zu nehmen. - Moment einmal... „Kenne ich dich irgendwoher?“ Sie schaute ihn spöttisch grinsend an, woraufhin Draco zumindest schon einmal Hufflepuff und Ravenclaw ausschloss. Huh, wenn er schon einmal dabei war, kein Gryffindor hatte eine so sarkastische Ader, die stark genug ausgeprägt war, um sich ein so perfektioniert vor Spott triefendes Grinsen zu erarbeiten. Also schon einmal eine Slytherin... Immer noch erheitert faltete sie ihren Umhang über ihren Arm und ließ sich auf dem Stuhl neben ihm nieder. „Will da etwa jemand vom Thema ablenken? Draco Malfoy - geheimer Anhänger der „Witchs Weekly“ !“ Sie schaute ihn wieder mit diesem überheblichen Grinsen an, das er irgendwoher ganz genau kannte - Kinn hoch, Nase leicht gekräuselt... Er schnaubte und entschied sich gegen seine von Slytherin geprägten Grundsätze für die Wahrheit. Was sprach gegen ein bisschen Abwechslung hier und da? „Nachdem ich „Quidditch Today“ zum gefühlt zehnten mal gelesen habe, sah ich mich gezwungen dann doch etwas anderes zu lesen, und da ich nun wirklich nicht verzweifelt genug für die „Playwitch“ war,“, er warf einen angewiderten Blick auf den Zeitschriftenhaufen, unter dem eine Ecke der unseligen Zeitschrift hervorlugte, und setzte ein gemurmeltes „Und werde ich hoffentlich auch niemals sein!“ hinzu, bevor er fortfuhr. „Außerdem hätte ich sonst vermutlich auch nicht mitbekommen, dass ich den ersten Platz der diesjährigen Junggesellen-Auflistung gemacht habe, obwohl die eine Null bei unserem geschätzten Familienvermögen vergessen haben und das Foto gar nicht so umwerfend ist.“ Angesichts von so viel unverhohlenem Selbstbewusstsein verzog sie nur kurz den Mund, bevor sie sich interessiert die „Playwitch“ unter dem Zeitschriftenhaufen hervorangelte und mit schiefgelegtem Kopf das Titelbild begutachtete. „Da sieht man einmal wieder die absoluten Vorzüge von Quidditch... Wie auch immer, ich denke, du wirst schon ohne bleibende Schäden davonkommen. Sieh es so: selbst wenn, dürftest du ja gleich sowieso deinen Termin bei dem Kopfheiler haben, da hat sich der Weg wenigstens gelohnt. Und sei einmal ehrlich, was dich am meisten ärgert ist doch eigentlich, dass sie dich nicht gefragt haben, ob du es machen willst.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln und machte sich auf den Weg zur Tür. Ärgerlich verzog er das Gesicht. „Nur damit du es weißt, ich habe schon eine ganze Reihe Anfragen der „Playwitch“ bekommen. Und...“ Er blinzelte kurz. Langes, hellblondes Haar, Slytherin, ein Umhang von Noir de Nuit, einer führenden - und daher auch dementsprechend teuren- Designermarke und dieses ganz spezielle Grinsen... „Greengrass! Du bist Daphnes kleine Schwester, -“ Er hielt kurz inne. „Wie war dein Name noch einmal?“ Sie schaute ihn kurz enttäuscht an und zog ihren Umhang über. „Mach dir nichts draus, an den erinnert sich nie jemand. Sei froh, dass du ein Einzelkind bist.“, bemerkte sie frustriert. Höchst konzentriert musterte er sie. „Eva?“ Sie knöpfte ihren Umhang zu und wandte sich zur Tür. „Ilena?“ Sie schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln. „Evelyn?“ „Tschüß Draco, war schön dich einmal wieder zu treffen.“ „Eiblynn?“ Sie zog die Tür hinter sich zu. „Amrei?“, rief er ihr als letzten Versuch hinterher. *+* Draco schlenderte durch den Garten und begutachtete die Bäume und Sträucher, die in der Sonne grün leuchteten. Sein Kopfheiler hatte ihm bei ihrer ersten Sitzung empfohlen, sich ein neues Hobby zu suchen, um nicht mehr so viel vor sich hin zu brüten. Da Draco bezweifelte, dass er allzu viel therapeutischen Nutzen in einem ehemaligen Slytherins würdigen Tätigkeiten, wie Gift mischen (Dieser Kleingeist von einem Therapeuten! Das war durchaus Stress abbauend, wenn man während der Zubereitung an die Person denkt, die dumm genug war, sein Ungnade auf sich zu ziehen.) und dunklen Gottheiten Jungfrauen zu opfern (An die Hufflepuffs unter euch: kein Grund zum Hyperventilieren, das war ein Scherz!) sehen würde, hatte Draco sich der Gartenarbeit zugewandt (Hey, hattet ihr Kräuterkunde in der siebten? Es gibt verdammt bösartige Pflanzen, also lacht nicht!). Rosmarien, Bluteiche, Rosen... Das schlimmste war, dass dieser Schmierenpädagoge auch noch Recht behalten hatte. Andererseits durfte man für 50 Galleonen die Sitzung auch einen gewissen Erfolg erwarten! Bösartige Silberpfeilchen, Rosmarien, Aster... - Draco blieb abrupt stehen. Moment einmal, Aster?! Er hatte es! „Astoria!“