Kapitel 3 - -
[SIZE=25]

Für jede Leber die passende Laus

[/SIZE]  Das Haus der Potters war klein, doch es sah hübsch und einladend aus. Efeu erklomm das gesamte Gebäude wie ein ungestümer Bergsteiger, begierig darauf, weiter empor zu kommen. Blumen erleuchteten die sorgfältig gepflasterte Auffahrt, tauchten den Vorgarten in ein buntes Licht und bei genauerem Hinsehen lag ein Hauch von Magie in der Luft. „Gefällt es dir?“, lächelte James, als er und Lily davor zum Stehen kamen. Sie nickte verwundert. Und wie. Sie hatte noch am Abend der Verabredung angefangen zu rätseln, wie die Potters wohl lebten. Doch erst jetzt, 3 Tage später, erhielt sie eine Antwort. James führte sie die Auffahrt entlang und Lily wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es schien der heißeste Tag des Sommers zu werden, und sie sehnte sich trotz ihres luftigen Sommerkleides nach einem erfrischenden Getränk. „Hast du dir schon überlegt, mit was für einem Tanz wir antreten sollen?“, fragte James plötzlich. Lily zuckte überrascht mit den Achseln. Sie hatte bereits darüber nachgedacht, war jedoch zu keinem brauchbaren Entschluss gekommen. „Ich dachte an einen Tango Argentino.“, schlug er vor, als er keine Antwort bekam und Lily erstarrte auf halbem Wege. James schritt unbefangen weiter, erst nach einigen Metern drehte er sich grinsend zu ihr um. „Das meinst du nicht ernst?“, staunte Lily. Sie hatte diesen Tanz nicht ein einziges Mal in Erwägung gezogen. Er war äußerst schwierig und außerdem äußerst erotisch. „Hey… ist doch nichts Schlimmes dran!“, lachte er, und ergriff die nahe liegende Klinke. „Ich hielt es für eine gute Idee! Es war nur ein Vorschlag.“ Dann nickte er kurz und hielt ihr lächelnd die Türe auf. Lily zuckte mit den Achseln. Der Gedanke war ungewöhnlich, aber auf eine gewisse Art… angenehm. Sie begleitete James in einen kleinen Eingangsbereich, dann bedeutete er ihr, ihm durch eine angrenzende Tür zu folgen. Ein zweites Mal an diesem Morgen stockte Lily der Atem. So klein das Haus von außen auch wirken mochte, so riesig war es im Inneren. Sie befand sich inmitten eines gewaltigen Wohnzimmers, das sich quer über mehrere von Metern zu erstrecken schien. Nach vorne aber, war es schmal und ein großes Fenster zierte die gesamte Wand. Es tauchte den Raum in ein sommerliches Licht und gab die Sicht auf einen üppigen, grünen Garten frei, der dem ihrer Botaniker-Eltern in Nichts nachstand. „Das ist…großartig!“, lobte Lily und blinzelte einige Male verwirrt umher. „Danke sehr.“, antwortete eine krächzende Stimme aus dem anderen Ende des Zimmers. Lily fuhr herum und entdeckte erst jetzt eine kleine Frau, sicher 10 Jahre älter als ihre Mutter, bekleidet mit einer grünen Schürze, tüchtig dabei, die mit Erde bedeckten Finger zu säubern. Sie lächelte liebevoll und wirkte ein wenig zerbrechlich. „Entschuldige den Aufzug, mein Kind. Ich bin Christin Potter, James Mutter. Hab’ euch noch gar nicht erwartet.“, erklärte sie, machte ein kurze Pause und atmete schwer. „Wie wäre es, wenn ihr euch gleich auf die Wiese begebt? Da müsste genug Platz sein. Ich habe nicht allzu viel Zeit, müsst ihr wissen!“ Mit diesen Worten verschwand sie in einer Nebentür. James lachte bloß. „Das ist meine Mama.“, sagte er und lächelte liebevoll. Lily war ein weiteres Mal positiv überrascht. Sie hatte sich bereits gewundert, dass James Potter vorschlug, seine Mutter könnte ihnen über die Schulter gucken. Lily hatte es nicht für möglich gehalten, dass dieser ‚ach-so-tolle Hengst’ offenkundig die Liebe zu seiner Mutter zeigte. Doch so schien es zu sein. Ein merkwürdiges Gefühl durchzog ihre Magengegend und Lily versuchte sich abzulenken. „Wie alt ist deine Mutter?“, fragte sie daher und trat über die Schwelle der Terrassentür, hinaus ins Freie. Die Sonne kitzelte ihre Nase und es schien angenehm warm zu sein. Die brütende Hitze war verschwunden. „51“ „Was ist mit deinem Vater?“ James zuckte mit den Achseln. Einen kurzen Moment trat Stille ein, in der Ferne tönte das Zwitschern der neugeborenen Vögel. „Er ist vor einigen Jahren im Krieg gefallen. Er war hielt es für nötig, den Wehrdienst zu absolvieren und für sein Vaterland zu kämpfen. Trotz seiner Abstammung.“, antwortete er und seufzte. „Meine Mutter ist noch nicht ganz darüber hinweg.“ Lily schaute ein wenig betroffen zu Boden. Es war ihr unangenehm diese Frage gestellt zu haben. „Schau doch nicht so.“, sagte James dann und strich ihr liebevoll durch die rote Mähne. Lily blickte zu ihm hinauf. Es war ein wundervolles Gefühl, seine Finger ihre Kopfhaut streifen zu fühlen. Nach einigen Sekunden aber wandte er den Blick und deutete auf ein großes Stück Rasen. „Hier entlang!“, bat er. Der gezeigte Ort war umringt von Blumen und Beten und ein blühender Kirschbaum thronte mittig darauf. Seine Blüten leuchteten hell, als wollten sie die Aufmerksamkeit der Vorbeikommenden um jeden Preis erregen. Lily folgte James Fingerzeig und begann ein weiteres Mal zu reden. Auf eine merkwürdige Weise gab er ihr das Gefühl, nichts Falsches tun zu können. „Ich vermisse ein bisschen die Magie in eurem Haus…“, sagte sie nur und James nickte. „Ja. Meine Mutter setzt auf versteckte Zauber. Der Garten ist verhext, er reguliert die Temperatur, wie dir vielleicht aufgefallen ist. Wenn du genau hinsiehst findest du viele dieser Spielereien.“, erklärte er. Lily nickte zustimmend. Sie hatte die leise Ahnung, dass auch das überdimensional große Wohnzimmer einem dieser geheimen Zauber unterlag. „Na? Seid ihr schön am plaudern?“, wurden sie dann ein weiteres Mal von der Hausherrin unterbrochen, die im Laufschritt auf sie zukam und den Zauberstab schwang. Mittlerweile trug sie einen altmodischen Umhang und sommerliche Shorts. Es war eine seltsame Kombination, doch Lily hatte schon weit Merkwürdigeres zu sehen bekommen. James grinste bloß und warf Lily einen bedeutungsvollen Blick zu. „Na dann mal los.“, forderte Mrs. Potter lachend und klatschte freudig in die faltigen Hände. „Ihr werdet in Hogwarts sicher einen fähigen Lehrer bekommen. Die sind ja froh, wenn einer ihrer Schüler sich so engagiert. Aber ich denke, ich kann euch sagen, ob etwas aus euch Beiden zu machen ist.“, zwinkerte sie und fixierte Lily. „Was hast du dir denn für einen Tanz vorgestellt?“ „Nun ja. James dachte an einen Tango Argentino...“, stammelte Lily immer noch unsicher, was sie von diesem Vorschlag zu halten hatte. Doch diese Entscheidung wurde ihr schnell abgenommen. „Ja, ich hatte auch daran gedacht. Ist doch schön, nicht wahr?“ Lily lächelte unsicher. Sie wusste, dass dieser Tanz sie in verfängliche Situationen zu bringen vermochte, andererseits hatte sie schon mit der Teilnahmebestätigung am Wettbewerb eine unsichtbare Grenze überschritten. Und so nickte sie nach kurzem Zögern. Sie bemerkte, wie James sie aus dem Augenwinkel schelmisch anschaute, doch sie wich seinen Blicken aus. Worauf hab’ ich mich nur eingelassen? Mrs. Potter ließ ihr keine Zeit für Überlegungen. „Habt ihr schon Erfahrung mit diesem Tanz?“ Lily nickte. „Wunderbar.“ Mrs. Potter schwang ihren Zauberstab und eine schummrige, aber doch feurige Musik ertönte. Tango Argentino. „Alles was ich euch beibringen muss, ist wohl die richtige Tanzhaltung?“ Lily musste bejahen. Vierzehn war sie gewesen, als sie den Tanzsport aufgegeben hatte, und in solch jungen Jahren gehörte ein Tango Argentino aus guten Gründen nicht zum Standart- Repertoire. Somit war sie bloß mit der Musik und einigen Schritten vertraut. Technik hingegen war kein Thema gewesen. „Nun gut. Dann stellt euch bitte nah zusammen.“, befahl Mrs. Potter und Lily senkte weiterhin den Blick. Ihr war ein wenig unwohl bei der Sache, doch James trat schnell einen Schritt auf sie zu. „Eure Hände sind am Anfang des Tanzes nicht in der Tanzhaltung. Ihr verhakt sie ineinander und lasst sie herunter baumeln.“, begann Mrs. Potter zu erklären. Aufgeregt wuselte sie an der Haltung der Beiden herum und drückte sie ein weiteres Stück aneinander. „Und jetzt lege bitte deinen Kopf auf seine Schulter, Lily.“, bat sie dann. Lily tat wie ihr geheißen. Sie schloss die Augen und spürte, wie James seine Hand auf ihren Rücken legte. „Und die andere Hand auf seinen Bauch!“ Lily legte ihre Hand zaghaft an die vorgegebene Stelle. Ein angenehmer Schauer lief ihr den Rücker hinunter. Sie hatte schon lange bemerkt, dass das jahrelange Quidditchtraining nicht spurlos an James vorüber gezogen war. Seine Schultern waren breit, seine Bewegungen kontrolliert. Doch nun machte sich eine weitere Auszeichnung bemerkbar: Seine ausgeprägte Muskulatur. Selbst durch sein Shirt konnte Lily die Härte seines Bauches ertasten, der sich bei jedem Atemzug hob und senkte. „Zeigt doch einfach mal, was ihr so könnt…“, erhielten sie einen weiteren Auftrag und dann vernahm Lily die ersten Takte eines neuen Liedes. Ihr Herz drohte aus ihrer Brust zu springen und ihr Atem ging ungewohnt schnell. Die Spannung in der warmen Sommerluft war regelrecht greifbar, doch sie versuchte sich ganz auf James Führungsqualitäten zu verlassen. Und wie erwartet spürte sie einen bekannten Druck unterhalb ihres Schulterblattes. Lily atmete schwer, sie spürte, wie James muskulöses Bein ihre Hüfte streifte und bewegte sich mit ihm im Takt der Musik. Sie fühlte sich so unglaublich wohl in seinen Armen, lehnte sich entspannt zurück und seufzte. Doch schon nach wenigen Minuten der Entspannung durchbrach eine Stimme den Moment. „Ich muss euch loben. Da gibt es für mich nicht mehr viel zu tun.“, quäkte Mrs. Potter und Lily öffnete die Augen. Das grelle Licht blendete und sie blinzelte erschrocken umher. „Nur das Temperament fehlt. Und natürlich die passenden Schritte. Das wird schon was geben.“, urteilte Mrs. Potter dann. Lily war ein wenig erstaunt. Das war’s? Auch James Mutter schien nicht mit dieser Geschwindigkeit gerechnet zu haben. „Nun ja. Das ging schneller als ich erwartet habe!“, lachte sie. „Ich denke, wir können es nicht ganz dabei belassen. Vielleicht probiert ihr es einmal mit diesem Schritt hier, bevor ich euch wieder entlassen muss.“ Und schon hatte sie James bei der Hand gepackt und lehnte sich, mit professioneller Leichtigkeit rücklings über seinen Arm hinweg. Ihr schien die Rolle der Tanzlehrerin recht gut zu gefallen. „Lily…mach du das doch bitte einmal.“, dirigierte sie dann, trat einen Schritt zur Seite und Lily begab sich in Position. Sie war ein wenig unsicher, doch Mrs. Potter war sofort zur Stelle. Flink platzierte sie James rechten Arm um ihre Hüfte. „Jetzt kannst du dich sicher fallen lassen. Probier es mal.“ Lily nickte bloß und lehnte sich weit zurück. Ihr Kinn ragte himmelwärts und das Blut strömte in ihren Kopf. Schnell schloss sie die Augen. „Wunderbar“, begeisterte sich Ms Potter und klatschte übermütig in die Hände. „James bleibt überlassen, was er in den nächsten beiden Taktschlägen mit dir anstellt…“ Sie kicherte. „Das ist ein typisches Merkmal des Tango Argentino. Dem Mann bleiben recht viele Freiheiten.“ Lily fühlte sich hilflos, wie sie dort hang, dicht an James gedrängt und wollte sich gerade aus dieser Haltung stemmen, als sie eine sanfte Berührung an ihrer Taille innehalten ließ. Sie spürte, wie zarte Fingerkuppen ihren Bauch umkreisten und eine angenehme Gänsehaut überzog mit einem Schlag ihren gesamten Körper. Lily verharrte reglos und genoss das Gefühl. Die Berührung wurde intensiver, die Empfindung angenehmer. Lily hatte das Gefühl, jede Faser ihres Körpers vibrieren zu spüren, als James seine Finger langsam über den dünnen Stoff ihres Kleides gleiten ließ. Dann erstarrte Lily. James Fingerkuppen? Was lässt du hier mit dir machen? Ihr Kopf schaltete sich ein und sie unterdrückte einen Seufzer- Du bist dabei dich verführen zu lassen! Ohne den Moment ausklingen zu lassen stemmte sie sich aus James Armen und funkelte ihn böse an. Er jedoch schien weder peinlich berührt, noch gekränkt. Was geht in ihm vor? Verdammt, was geht bloß in MIR vor? Mrs. Potter schien von alledem nichts bemerkt zu haben. „…dürfte sich der Schritt locker einbauen lassen. Ich könnte Albus darum bitten euch einen Lehrer zu besorgen. Was meint ihr?“ Lily, die nicht die leiseste Ahnung hatte wovon die Rede war, lächelte bloß, nickte und auch James blickte bestätigend. „Schön.“, sagte Mrs. Potter dann. „Du bleibst doch zum Essen, nicht wahr?“ Lily wollte rasch verneinen, doch James war schneller. „Natürlich bleibt sie.“, log er, warf Lily einen bedeutungsvollen Blick zu und bugsierte sie rasch in Richtung Terrassentür. Lily stutzte, doch die Bemerkungen blieben ihr für eine Weile im Hals stecken.