Einige Tage im Leben eines Kobolds - Teil 4
Teil 4 Freitag Auch an diesem Tag stehe ich wieder leicht übermüdet vor Gringotts und warte auf Grutz, der sich unerklärlicher Weise zu verspäten scheint. Langsam werde ich nervös. Plötzlich öffnet sich hinter mir die Tür und Rumpel Grutz steht mit einem Lächeln im Gesicht vor mir. Er erklärt mir, dass er es mir nicht zumuten wollte, noch eher aufzustehen, als sonst schon. Wofür ich ihm natürlich sehr dankbar bin. Er bittet mich hinein und was ich dann zu sehen bekomme, haut mich fast um. Die ganze Eingangshalle ist geschmückt und mit Hinweis- bzw. Richtungsschildern ausgestattet. Ach, stimmt ja, heute ist ja hier Tag der offenen Tür. Das habe ich ja total vergessen. Während ich weiterhin die Halle betrachte und mich frage, wann die Kobolde das alles gemacht haben, geleitet mich Grutz an dem allgemeinen Getummel vorbei und erklärt mir, dass ich heute all meine Fragen stellen könnte. Sowohl den Arbeitern bei Gringotts, als auch den Magiern und anderen Personen, die als Besucher kommen. Darüber freue ich mich sehr und ich beschließe dieses Angebot eingehend zu nutzen. So vergeht dann mein Tag mit allerlei Interviews und vielen aufregenden Gesprächspartnern. Vor allem mein Wissen über die Bankangelegenheiten erweiterte sich enorm, was jedoch auch nicht weiter schwierig ist, denn bisher hatte ich kein besonders großes Wissen, was Bankgeschäfte und deren Abwicklung anging. Aber ich muss sagen, die Kobolde erweisen sich als außerordentlich geduldige Gegenüber und werden es nicht müde, mir meine Fragen eingehend zu beantworten. Grutz beobachtet mich dabei lächelnd und lobt am Ende des Tages mein offenkundiges Interesse. Er nimmt mich noch mit in sein Büro, wo er zusammen mit mir den Tag Revue passieren lässt, um mir die Möglichkeit zu geben, noch offene Fragen zu klären. Nachdem wir alles durchgesprochen haben und ich ihm versichere, dass ich den Tag der offenen Tür in meinem Bericht löblich erwähnen werde, nutze ich die Gelegenheit, um Grutz einige persönliche Fragen zu stellen. Auf die Frage, wie denn sein Familienleben aussehe, erzählt mir Grutz, dass seine Frau und zwei seiner Söhne auch bei Gringotts arbeiten würden und die kleineren Kobolde von seiner Mutter beaufsichtigt würden, wenn er und seine Frau arbeiten sind. Ob das für ihn eine ungewöhnliche Situation sei, beantwortet er mit Nein. Er freue sich sehr über den Zusammenhalt in seiner Familie. Und er beteuert, dass er sich keinen schöneren Job, als den bei Gringotts vorstellen könnte. Warum das für ihn der tollste Job sei, lässt ihn lächeln und antworten, dass er Geld und Perfektionismus über alles liebe und das sei schließlich genau das, wofür Gringotts steht. Ich bin fasziniert von diesem kleinen Kobold, der trotz seiner vielen Arbeit eine Menge Freude im und am Leben empfindet. Vielleicht sollte ich mir davon eine Scheibe abschneiden, überlege ich, als ich langsam nach Hause gehe. Samstag/Sonntag Und wer jetzt geglaubt hat, dass der Samstag und Sonntag bei Gringotts ein freier Tag ist, der irrt. Aber da ein Kobold am Wochenende nur auf Abruf zur Verfügung stehen muss, kann ich im Bett liegen bleiben und mich noch einmal umdrehen. Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen. Jeder Kobold muss mindestens einmal im Jahr auch am Wochenende arbeiten. Zu dieser Zeit werden dann die Wagen und Schienenanlagen, der unterirdischen Verließe repariert, gereinigt und auf den neusten Stand gebracht. Auch dies ist eine sehr lange und schweißtreibende Arbeit. Abschließend kann ich Ihnen sagen, dass die paar Tage, die härtesten Tage meines journalistischen Daseins waren und ich um keinen Preis der Welt mein Leben mit dem eines Kobolds eintauschen wollen würde. Ich hoffe, Sie mit meiner Schilderung dazu angeregt zu haben, über Kobolde nachzudenken und sie vielleicht in einem anderen Licht, als bisher, zu sehen.