Kapitel 3 - -
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Kapitel 3

[/SIZE] [SIZE=12] „Geschafft!“ Abel richtete sich auf und massierte sich den schmerzen­den Muskel. „Mein Gott, Abel, ich bin dir so dankbar. Wie kann ich das bloß gutmachen?“ – „Nun, du könntest mich herumführen und mir all die Maschinen und Geräte, die ihr hier habt, erklären. Und mal sehen, vielleicht fällt mir dann noch etwas anderes ein“, erklärte Abel geheim­nisvoll. „Weiter nichts? Ich könnte dich mal ins neue Restaurant in der 3th Street Ecke JF Kennedy Avenue einladen. Dort soll es ausgezeich­neten Hummer geben! Ach, jetzt verstehe ich dich. Du brauchst wieder Geld, stimmt‘s? Aber das hatten wir doch schon einmal!“, lachte Kain. Tatsächlich hatte Abel einst, als er sein Geschäft vor dem Konkursgang bewahren wollte, Kain um Geld ge­beten und war dabei nicht ganz fair gewesen. Aber Kain hatte es ihm verziehen, weil Abel damals unter extremem Druck gestanden hatte, und außerdem hätte er ihm so oder so Geld angeboten. „Nein! Ich dachte mehr an die Möglichkeit, dass du mir einen Job in deinem Unternehmen verschaffen könntest! Eigentlich dachte ich, du hättest mir verziehen und die ganze Sache vergessen!“, fauchte Abel. „Hey, bitte beruhige dich! Das war nicht so gemeint!“ Abel wusste genau, warum sein Bruder plötzlich so aggressiv war. Er mochte es nicht gerne, wenn jemand ihn an Fehler seinerseits oder an seine Abhängigkeit von seiner Familie erinnerte, aber wer würde das schon mögen ... . „He, ich könnte dich wirklich einstellen! Hast du nicht gesagt du hättest an Physik-Seminaren und -Vorlesungen teilgenommen? Zu welchem Thema?“ – „Ja, das hab‘ ich. Hauptsächlich zu dem Thema Relativitätstheorie und ein paar zum Thema Quantenphysik. Warum fragst du?“, erkundigte sich Abel verdutzt. „Super! Klasse!“, freute sich Kain, „hör zu, du könntest einem der Professoren bei seiner Forschung helfen! Aber du weißt ja noch gar nicht, was wir hier überhaupt erfor­schen! Am besten wir machen einen Rundgang, bei dem ich dir alles erkläre. Danach kannst du dich in der Abteilung, die für dich als Arbeits­stelle am ehesten in Frage kommt, ein bisschen umgucken und mit den Profs reden. Okay?“ – „Ja!“ – Kain führte seinen Bruder umher und erklärte alles, wobei er sich jedoch relativ kurz fasste. Schließlich kamen sie zur letzten Station der Führung, der Abteilung für Quanten­physik. „So, das ist die Abteilung, in der ich dich dringend gebrauchen könnte! Ich werde versuchen, dir zu erklären, was wir hier erforschen und vor allen Dingen, was wir schon erforscht haben. Bevor ich dir alles erkläre, muss ich dich nur noch auf eins aufmerksam machen: Ich habe dir bisher von keinen wirklich wichtigen Forschungs­ergeb­ni­s­sen erzählt, weil du – nimm mir das bitte nicht übel – sie wahrscheinlich sowieso nur zur Hälfte verstanden hättest. Aber hier werde ich dich auch in die Ergebnisse einweihen, wegen deren unter anderem die Party, von der wir kommen, gefeiert wurde. Also dann: Wir erforschten hier bisher die Möglichkeit der Teleportation. Aber um dir das alles erklären zu können, muss ich etwas weiter ausholen, also verzeihe mir, falls ich dir Sachen erkläre, die du schon längst weißt. Im neunzehnten Jahrhundert erkannten die Physiker, dass die Energie aus kontinuierlich sich ausbreitenden Wellen bestand. Kurz darauf entdeckte man, dass, wenn man einen Lichtstrahl auf eine Metallplatte richtete, elektrischer Strom entsteht. Der deutsche Physiker Max Planck beschäftigte sich mit dem Verhältnis zwischen der Menge des Lichts, die die Platte traf, und der Menge des erzeugten Stromes. Er erkannte, dass Energie keine kontinuierliche Welle war, sondern anscheinend aus individuellen Einheiten bestand, die er Quanten nannte. Einige Jahre später zeigte Einstein, dass man den oben beschriebenen fotoelektri­schen Effekt erklären konnte, wenn man annahm, dass Licht aus Teil­chen, die er Photonen nannte, bestand. Die Photonen trafen die Metallplatte und schlugen Elektronen heraus. Das erzeugte den elektrischen Strom. Ziemlich schnell erkannten die Physiker, dass nicht nur Licht, sondern auch alle anderen Formen der Energie wie die gesamte Materie aus Teilchen bestand. Diese Teilchen, die Atome, hatten merkwürdige Entitäten: Man kann nicht genau vorhersagen, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten. Manchmal verhalten sie sich wie Teilchen und manchmal wie Wellen. Diese Theorie wurde immer und immer wieder bestätigt, sie ist die am besten bewiesene Theorie in der Wissenschaft. Sie ist die korrekte mathematische Beschreibung des Universums. Aber das Problem daran ist, dass sie nur eine mathematische Erklärung ist, nur eine Reihe von Gleichungen. Diese Reihe von Gleich­ungen war so kompliziert, dass sie sich niemand bildlich vorstellen konnte. Vielen Physikern wie Einstein gefiel das überhaupt nicht. Schließlich kam es so weit, dass Wissen­schaft­ler, die für ihre Beiträge zur Quantentheorie den Nobelpreis erhalten hatten, zugeben mussten, dass sie sie nicht verstanden. Niemand konnte sie erklären, obwohl es viele versuchten, bis Hugh Everett im Jahre 1957 eine sehr gewagte, aber plausible, Theorie aufstellte. Er behauptete, dass das Universum, in dem wir leben, nur eines von Quatrilliarden von Universen sei, die sich ständig verzweigte. Everett nannte das das Multiversum. Wir scannen Gegenstände mit einem Computertomo­graph, fassen alle Informationen zu einer Datei zusammen, verkleinern diese extrem und schicken sie durch eine Lücke in unserem Universum in ein anderes, wo die Information ankommt und sich selbst extrahiert. Bisher haben wir nur Kameras in andere Universen geschickt, und die Bilder zeigen eindeutig den Himmel vom September 1537 über Grönland. Wir haben nämlich bisher außer Acht gelassen, dass andere Universen noch nicht so alt sind wie unseres“, endete Kain.[/SIZE]