Großeinsatz des Vergissmich-Kommandos in Schottland

Allen voran ein ganz bestimmter Kelpie in Schottland, der mit den Jahren einen regelrechten Publicity-Hunger entwickelt zu haben scheint. Nachdem er nun im letzten Jahr auf sein bewunderndes Publikum verzichten musste, hat er es nun umso mehr ausgenutzt, dass sein See wieder für den allgemeinen, touristischen Verkehr geöffnet wurde und sich gleich stolz und in voller Pracht einer Gruppe Muggel präsentiert.

Über 50 Muggel bekamen den Kelpie zu Gesicht und hatten auch sogleich ihre Kameras gezückt, um dieses scheinbar einmalige Erlebnis zu verewigen, bevor die ersten Ministeriumsmitarbeiter verständigt werden konnten. Der Kelpie zeigte sich dabei sichtlich vergnügt ausführlich und von allen Seiten.

Beinahe der komplette Mitarbeiterstab der Vergissmich-Zentrale wurde nach Schottland beordert, um Erinnerungen der Muggel schnellstmöglich zu bereinigen und die weitere Verbreitung der Kenntnis über das erspähte Tierwesen zu stoppen. Gerade letzteres ist in den heutigen Zeiten deutlich schwerer als noch vor 30 Jahren. „Da hat man gerade bei einem das Gedächtnis modifiziert, da haben schon hundert weitere das Bild gesehen“, beschwert sich eine überarbeitete Vergissmich genervt. „Wir werden schon wieder Überstunden schieben müssen, um das alles aufzuarbeiten.“

Durch die weiter fortgeschrittenen Technologien und der daraus folgenden zunehmenden Schnelligkeit der Verbreitung wird es immer schwieriger für die Mitarbeiter der zuständigen Ministeriumsbehörden, die Informationsverbreitung zu überwachen und zu kontrollieren.

Unterstützung erhält die Vergissmich-Zentrale dabei durch die Abteilung gegen den Missbrauch von Muggelartefakten, welche sich noch am besten mit diesen bizarren Geräten auskennen. „Ein großes Problem dabei sind die Interferenzen“, klärt uns Mr. Perkins, ein Mitarbeiter der Abteilung, auf. Die Zauber wirken dabei aufgrund der Elektronik teils unvorhergesehen auf die Geräte ein und können diese sogar ganz zerstören. Da diese aber dermaßen fest in das Leben der Muggel integriert sind, fällt ein kompletter Verlust schnell dem Besitzer auf, weshalb bei dieser Vorgehensweise besondere Vorsicht geboten ist. Dabei reicht die Löschung, Modifizierung oder gar Vernichtung des ursprünglichen Fotos nicht einmal mehr aus, da die Muggel mittlerweile sogar auf obskure Weise gelernt haben, ihre Bilder in den Wolken zu speichern.

Auch das Komitee für Muggelgerechte Entschuldigungen arbeitet inzwischen intensiver mit der Abteilung gegen den Missbrauch von Muggelartefakten zusammen, um einen besseren Einblick in diese neuartigen Erfindungen gewinnen und ihre Desinformationen auch auf

Muggelinformationsquellen wie Zwitscher-Buch aussichtsreich streuen zu können. Einen Kommentar von den sichtlich gestressten Mitarbeitern dieser Abteilung konnten wir nicht bekommen.

Dieser neue Zwischenfall zeigt nun wieder einmal deutlich, welche Anstrengungen unternommen werden müssen, um unsere Gesellschaft weiterhin vor den Muggeln geheimzuhalten. Unnötige Vorfälle wie dieser hier in Schottland belasten die zuständigen Behörden weiterhin. Die ursprünglichen Bemühungen des Amtes für Desinformationen, laut denen sämtliche fotographischen Belege des „Loch Ness Monsters“ gefälscht seien, reichen indessen bei Weitem nicht mehr aus. Eine komplette Absperrung des Gebietes stehe allerdings weiterhin nicht zur Debatte, aufgrund des großen Touristenandrangs, nicht nur durch die Muggel. Um zumindest den Schaden möglichst frühzeitig einzudämmen, wird bereits überlegt, eine dauerhafte Spezialeinheit in der Nähe des Sees zu stationieren, wie bereits in Tibet zur Überwachung des Yeti geschehen. Alternativ wird jedoch auch überlegt, den Kelpie in ein weiter entferntes, abgeschirmtes Schutzgebiet umzusiedeln. Eine Gefangennahme erweist sich bis dato aber mehr als schwierig und so muss erst einmal weiterhin

mit unerwünschten Tierwesensichtungen gerechnet werden.