Über Bäume, eine Jugendbewegung und bekannte Sänger -

Über Bäume, eine Jugendbewegung und bekannte Sänger

Es war einmal … Nein, so fangen Märchen an und dieses ist kein Märchen, sondern eine Geschichte, die sich wirklich in Hogwarts abgespielt hat – ein paar Jahre, bevor Harry Potter diese Schule besuchte, und ein paar Jahre, nachdem der Dunkle Lord verschwunden war. Es waren wunderbar ruhige Jahre in der Zaubererwelt. Bis eines Tages, eines Dezembertages genauer gesagt, eine Abordnung von Schülern zu Professor Flitwick ging. Professor Flitwick war ein erfahrener Lehrer, der traditionsgemäß für das Ausschmücken der Großen Halle verantwortlich war. Er war nicht besonders überrascht, dass eine Gruppe Schüler ihm beim Ausschmücken der Halle zusehen wollte – aber er schmückte ja noch lange nicht, er überlegte sich nur, was er diesmal Neues und Originelles mit einbeziehen sollte. Die Schüler schauten ihm eine Zeit lang beim Nachdenken zu – das Ganze hätte man für eine kontemplative Lehrstunde in Zauberyoga halten können, wenn es so etwas damals schon gegeben hätte. Das verwirrte den kleinen Professor doch etwas, und er beschloss, sein Nachdenken in die ruhigen … oje, ruhig war etwas anderes. Der gesamte Lehrkörper war bei einem Gläschen verschiedenen Inhalts versammelt und ließ es sich gutgegehen. Naja, Feuerwhisky half auch beim Nachdenken. Also grüßte er in die Runde, schenkte sich ein Gläschen ein und setzte sich zwischen Professor Sprout und Professor Snape auf ein gemütliches Sofa. Kaum hatte er dort Platz genommen, klopfte es. Professor McGonagall öffnete die Tür und genau die Schülergruppe, der Filius Flitwick gerade entkommen war, stand vor der Tür des Lehrerzimmers. „Was haben Sie für ein Problem auf dem Herzen?“, fragte die stellvertretende Schulleiterin. „Ähm Professor, wir sind eine häuserübergreifende Gruppe von ökologisch bewegten Zauberschülern hier in Hogwarts“, sagte ein blass aussehender Junge und kratzte sich am Hals, wo ein grober, selbstgestrickter Pullover Pickelchen verursacht hatte. Und dieser Schüler war keiner der Weasleys – weder Bill noch Charlie. Deren Pullover waren dagegen Designerware. „Aha, die Herren und Damen sind also ökologisch bewegt“, sagte Professor Snape in seiner unnachahmlichen Art. „Ich kann mich sehr genau daran erinnern, wie Sie es abgelehnt haben Spinnenbeine in den Zaubertrank zu geben, den ich Ihnen vor zwei Wochen zu machen aufgab. Nun ja, die Folgen des Fehlens dieser Zutat war Ihnen hoffentlich eine Lehre.“ Er nahm dem Schüler die Pudelmütze ab und eine Glatze geschmückt mit Steinpilzen kam zum Vorschein. „Ich hoffe, Sie haben daraus gelernt, dass Sie Ihre Vorstellung von ökologisch korrekten Zaubertränken morgen etwas überdenken werden, denn ohne Krötenschleim verschwinden die Pilze nicht – und die kommen von noch lebenden Kröten, Mr Hugtree.“ Mr Hugtree schien noch etwas bleicher zu werden, als Professor Snapes Augen auf ihn herabblickten. Voller Verachtung wandte dieser sich von dem verängstigten Schüler ab und widmete sich wieder seinem Glas. „Was wünschen Sie denn von uns, werte Damen und Herren?“, quiekte Professor Flitwick. „Wir fordern, dass Sie nicht Fichten oder Tannen im Walde töten, sondern die Echten Weihnachtsbäume das Weihnachtsfest gestalten.“ Von etlichen Professoren, unter anderem auch von Professor Snape, war ein missbilligendes Räuspern zu hören. Pomona Sprout allerdings stand von ihrem Sessel auf und sprach zu ihren Kollegen: „Mr Hugtree und seine Freunde mögen uns manchmal seltsam anmuten. Besonders ihre seltsame und ungesunde Ernährung mit Körnern und Ähnlichem, was in die Erde gehört und nicht auf den Teller“ – alle Lehrer nickten zustimmend, außer Professor Binns, der in einem Sessel döste – „ähm, aber trotz allem ist das mit den Echten Weihnachtsbäumen, mit Fachnamen Arbor Santaclaus, eine uralte Sitte. Im Verbotenen Wald lebt ja eine kleine Herde dieser seltenen Tierwesen – jawohl, es sind Tierwesen …“ „Pomona, Sie nehmen diesen Unsinn doch nicht ernst“, warf Madam Hooch ein. „Da könnte man ja diese Spinner gleich mit ihrer Forderung nach Quidditchbesen mit Wurzelballen durchkommen lassen. Welch ein Unfug! Wehret den Anfängen! Wir sollten uns auf diese Muggelspinnereien nicht einlassen!“ „Ach, Madam Hooch“, warf Professor Snape ein, „wir sollten ihnen ruhig gestatten, eine eigene Mannschaft aufzustellen. Dann wäre nach dem Spiel gegen mein Haus dieses Problem erledigt. Markus Flint würde sich sehr freuen, gegen Cereal United oder, wenn es beliebt, gegen die Mannschaft von „Abstürzen für den Frieden“ zu spielen. Ich bin zwar nicht der Meinung von Salazar Slytherin was Muggelstämmige betrifft, aber irgendwo liegt die Grenze. Einige Schüler weigern sich ja, tote Tiere für Zaubertränke zu verwenden – nun ja, die Ergebnisse können wir ja an ihren Körpern bewundern.“ Er deutete auf den dritten Arm einer Schülerin, die ansonsten aber auch eine gewisse Ähnlichkeit mit der Maulenden Myrte nicht verleugnen konnte. „Diese junge Dame – Klothilde Kleopatra Koslowski – ist in Klasse fünf und Peeves hat ihr schon einen Heiratsantrag gemacht …“ Das Mädchen schaute sehr böse auf den sein Glas betrachtenden Professor Snape. Plötzlich ertönte eine sehr ruhige Stimme aus dem dunklen Hintergrund des Lehrerzimmers: „Severus, Sie haben schon immer zu drastischen Erziehungsmethoden gegriffen, um auf die Wichtigkeit der korrekten Durchführung ihrer Zaubertrankherstellung hinzuweisen. Nun, die Methode hat ihre Vorteile, durchaus, lieber Kollege, aber was nun die Echten Tannenbäume betrifft, die Tannen in unserer Großen Halle sind zwar aus der Muggelwelt gekommen, aber die Tradition stammt sehr wohl aus der magischen Gemeinschaft. Schon seit mehr als 2000 Jahren feiern wir die Tage, die wir heute als Weihnachten feiern, mit den Echten Tannenbäumen. Diese Sitte ist durch die Muggel außer Gebrauch geraten; und es gibt noch einen anderen Grund, warum wir Echte Tannenbäume nicht mehr verwenden. Aber was erzähle ich da … unsere Schüler wollen das ja gar nicht wissen, sie wollen eine alte magische Sitte wiederbeleben, welche noch dazu einen großen ökologischen Wert besitzt. Dazu kann man ihnen nur viel Glück wünschen. Ich werde Hagrid bitten, diese scheuen Wesen“ – Dumbledores Stimme klang etwas ironisch – „zu bitten, dieses Jahr Weihnachten bei uns zu verbringen. Allerdings“, und diesmal schaute er die Schüler direkt an, „wer ein lebendiges, fühlendes Wesen in seine Obhut nimmt, ist für es verantwortlich. Darum bitte ich alle Kollegen, bis Weihnachten darauf zu achten, dass der Unterricht nicht gestört wird.“ Und er schien jedem erschienenen Schüler durch die dicken, kratzigen Pullover direkt ins Herz zu blicken und sich innerlich köstlich zu amüsieren. „Aber nach den Ferien sind Sie bis zur Rückkehr der Bäume in den Verbotenen Wald für sie verantwortlich. Sie – und nicht unser Wildhüter, möchte ich betonen.“ Am nächsten Tag marschierte ein begeisterter Wildhüter in den Wald. Er kämpfte sich durch kleinere Schneeverwehungen. Der richtige Winter hatte noch nicht begonnen. Albus Dumbledore hatte ihm am Vorabend mitgeteilt, was er den Schülern versprochen hatte, und Hagrid war sofort begeistert gewesen. Er wusste, dass sich die wandernden Bäume erst weigern würden, in die Große Halle zu marschieren, das hatten sie sich von den Zentauren abgeschaut, aber dennoch begeistert mitkommen würden, wenn er ihnen gut zuredete. Schließlich erreichte er die kleine Lichtung, auf der eine kleine Herde Weihnachtsbäume grade damit beschäftigt war, einen Hasen zu braten. Sie aßen natürlich keine Hasen, hatten das aber irgendwann bei Hagrid beobachtet und ahmten ihn nach. Ein paar Büsche standen schon in Flammen. Hagrid eilte hinzu, stieß die Bäume beiseite und trat die Flammen aus. „Seid ihr verrückt geworn? Der Wald könnte abbrenn und wohin soll dann Aragog? Aba ich hab was für euch Holzköppe. Ihr könnt mit den Schülern und Lehren un mir Weihnachtn feiern. In der Großen Halle.“ Die Bäume, die tatsächlich trotz ihrer ledernen Beine wie echte Tannenbäume aussahen, welche sie ja eigentlich auch waren, starrten Hagrid aus ihren Holzaugen wachsam an – dieser Blick gelangte sogar in die Sprichwortsammlung der Muggelwelt. Sie schüttelten ihre Zweige. „Nein, wir sind selbständige Wesen. Wir dienen den Menschen nicht“, brummte der größte der Bäume, machte aber schon einige trippelnde Schritte Richtung Hagrid. „Na, lasst euch nich von Magorian mit seim Quatsch volllabern. Eure Großeltern ham das vorher mit Spaß gemacht. Ihr könnt auch nach Weinachtn wieder hierhin zurück.“ Währenddessen hatte der Hagrid begleitende Fang schon den gutgegarten Hasen verschlungen. Die Bäume streichelten ihn mit ihren Ästen, was dem Saurüden viel Vergnügen zu bereiten schien. „Menschen mögn das auch, ihr könnt singn, euch schmückn ...“ „Wir können uns schmücken!“, rief begeistert ein kleineres Bäumchen und riss seine kleinen Ästchen in die Höhe. „Ich komm mit. Ich komm mit.“ „Aber Magorian …“ „Ach, Magorian … was soll Magorian. Die dummen Pferde gucken nur in die Sterne und reden wirres Zeug.“ Hagrid warf ein: „Solche Labertaschen ham wir auch. Die sind eure Betreuer. Ihr werdet die Zentauren nich vermissen ... versprochen.“ Und Hagrid drehte sich einfach um und die Bäume und Bäumchen trippelten und stampften ihm nach. „Bisschen mickrig sin se ja, gegen die Bäume sons“, flüstere Hagrid Fang zu. Als die Bäume durchs große Eichenportal in die Große Halle gingen, wurden sie schon von den „Körnerschlammblütern“, wie mancher Slytherin-Schüler sagte, empfangen und unter Verbeugungen und merkwürdigem Singsang zu ihren Standplätzen an der Längsseite der Halle geführt. Es war der vorletzte Schultag, und bis abends sollten sie geschmückt dastehen, damit auch die nach Hause fahrenden Schüler noch in den Genuss des Anblicks der im vollen Glanz erstrahlenden Großen Halle kämen. Die Gruppe, die für die Dekoration der Bäume verantwortlich war, entsprach der, die vor ein paar Tagen zum Lehrerzimmer geeilt war. Nur ein Schüler fehlte, der hatte nämlich bei Professor Snape Unterricht und dieser bestand darauf, dass der Schüler lernte, Kröten richtig zu entbeinen. Professor Flitwick betrachtete die Prozession der Bäume und dachte bei sich: „Klein sind sie, klein sind sie … zu klein.“ Aber er begrüßte die magischen Wesen genauso freundlich wie die Schüler, die ihm helfen sollten. Erstaunt betrachteten die Bäume die sie begrüßenden Schüler. Professor Flitwick kannten sie ja schon, der ihnen öfters im Wald begegnet war. Aber die Schüler erschienen ihnen recht seltsam. „Was tragt ihr denn da, das glitzert ja gar nicht und ist total unflott.“ Eine Bäumin griff in eine Silberlamé-Umhängetasche, holte einen Lippenstift hervor und malte einem Mädchen erst mal recht ungeschickt die Lippen lila an. Nachdem das Mädchen, Deborah Longcorn, erst einmal erschrocken zurückweichen wollte, betrachtete sie anschließend das Werk der Bäumin in einem kleinen Handspiegel. „Passt perfekt zur Farbe meiner Latzhose“, seufzte sie und zog kurz ihren Umhang hoch und ein sackähnlicher lila Lappen kam zutage. Eine vorbeigehende deutsche Austauschschülerin aus Burg Fleckenstein rief begeistert etwas, das wie „Lilalaunebär“ klang. Und als sie auch noch den Ausdruck „Lila Pause“ rief, rannte sie schallend lachend weiter. Irritiert senkte Miss Longcorn ihren Umhang und Professor Flitwick, der es nicht gewöhnt war, dass Schülerinnen ihren Umhang vor ihm lüpften, atmete erleichtert auf. „Nun“, sagte er, „wollen wir beginnen“, und ließ mit einem Wutschen und Wedeln und einem gemurmelten „Wingardium Leviosa“ etliche große Kisten heranschweben. Mit einer weiteren Geste ließ er die Kisten aufspringen. „Aber Professor“, rief Smallbrain Hugtree entgeistert, „das sind lebendige Wesen, unsere Schwestern und Brüder! Die können wir doch nicht mit solchem Glitzerzeugs behängen!“ Und er schleppte eigenhändig – Nicht-Zaubern bedeutete ja eine auratische Energieeinsparung, wie er immer wieder eifrig dozierte – einen Jutesack heran. Die Bäume blickten skeptisch auf den Sack. Als Mr Hugtree drei schrumpelige Äpfel und ein selbstgeschnitztes Pferd herausholte, wandelte sich die Skepsis in Entsetzen. „Das tun wir nicht an uns dranhängen“, rief der kleinste der Bäume aus der ersten Reihe. „Das ist wirklich etwas hässlich“, meinte ein anderer Baum. „Etwas sehr hässlich“, stimmte ein anderer zu. Smallbrain schaute etwas verdattert drein, fand dann aber seine Stimme wieder: „Aber an solche fantastischen und natürlichen Wesen gehört doch natürliches Material. Aus ökologischem Landbau. Da ist kein Gift drin.“ „Dieser Plunder kommt nicht an meine Äste!“, beharrte einer der größeren Bäume und zog die hölzernen Augenbrauen verärgert zusammen. „Aber natürlich, ihr müsst euch doch wieder auf eure Ursprünge, auf eure natürlichen Ursprünge …“ „Ursprünge fürn Arsch“, giftete der Baum zurück und sah sehr wütend aus. „Meine Damen und Herren, bedienen Sie sich“, rief Professor Flitwick schnell dazwischen und die Bäume drängelten sich um die Kisten und Kästen von Professor Flitwick. Ein Baum nutzte das Durcheinander und warf den Jutesack durch ein offenes Fenster. Dann trappelte eine wütende Professor McGonagall heran, einen matschigen Apfel in der Hand. „Ich glaube, die Schüler können wieder in den Unterricht gehen, Filius. Die Echten Weihnachtsbäume wissen schon selbst, was sie zu tun haben. Das liegt in ihrer Natur, dass sie das wissen.“ Und sie betonte das Wort „Natur“. Ihr Blick ließ es Mr Hugtree nicht wagen, noch etwas zu erwidern. Doch Professor McGonagall war noch nicht fertig mit ihm: „Und Mr Hugtree – ich möchte, dass Sie den Sack draußen zu Hagrid bringen. Er kennt bestimmt jemanden im Wald, der mit dem Inhalt etwas anfangen kann.“ Puterrot im Gesicht eilte er davon und nur noch ein dicker Wollfaden von seinem Pullover blieb zurück.  Bild von Eo-Lahallia (Ravenclaw) Am Heiligen Abend entfaltete sich die ganze Schönheit und Eleganz der Echten Weihnachtsbäume. Sie sangen wundervoll beliebte Weihnachtslieder wie „O Tannenbaum“, „Dem Weihnachtsbaume die Braten schmecken“ oder auch das gefühlvolle „Morgen kommt der Hippogreif“. Besonders gerne und oft sangen sie aber über die Weihnachtsfeiertage „Stille Nacht“, sehr zum Leidwesen aller, die dieses Lied zu jeder vollen Stunde durch die Gänge von Hogwarts dröhnen hörten – und das vor allem auch nachts. Aber die Bäume kannten keine Pause. Da sie sich traditionsgemäß in der Weihnachtszeit von Punsch ernährten, konnte es auch mal passieren, dass die Lieder etwas andere Texte bekamen oder auch mal mit südländischem Temperament von irgendwelchen Friseusen oder von Örtlichkeiten in Barcelona gesungen wurde. Und das scheinbar besonders gerne, wenn einer ihrer „Betreuer“ in der Nähe war. Manchmal steckten sie auch einzelne Äste, auf denen gerade besonders viele Kerzen brannten, unter die Umhänge dieser Schüler. Als sie einmal solches bei Professor Snape versuchten, brach dieser trotz der Bitten Hagrids einfach den entsprechenden Ast ab, sodass Hagrid auch noch einen Baum verbinden musste, denn er harzte ziemlich schlimm. Aber am Heiligen Abend sangen die Echten Weihnachtsbäume wundervoll, und alle waren begeistert von der Weihnachtsstimmung, welche durch sie entstand. Sie verteilten ordentlich die Geschenke an alle Anwesenden und bedienten sie – natürlich mithilfe der Hauselfen – mit den Speisen dieses Festmahls. Auch am nächsten Tag war es wundervoll. Die Weihnachtsbäume standen zum Frühstück bereit und sangen mit glockenhellen Stimmen nochmals die Weihnachtslieder. Am Nachmittag schmückten sie sich kurz ab und beteiligten sich an der Schneeballschlacht der Schüler. Abends standen sie dann wieder in voller Pracht in der Großen Halle. So ähnlich ging es die restlichen Ferientage hindurch. Und auch als die Schüler am Abend vor dem ersten Unterrichtstag zurückkamen, waren sie noch immer da. Jetzt waren sie allerdings zu Liedern aus dem Repertoire der Zauberradioschlager übergegangen und da gingen die Geschmäcker doch auseinander. Und Filch, dem das Ganze von Anfang an sehr suspekt gewesen war, stand mit einem Beil bereit, hatte aber von Albus Dumbledore die strikte Anweisung erhalten, nichts gegen die Bäume zu unternehmen – warum auch, bisher hatten sie nichts gemacht, was irgendwie gegen die Schulordnung verstoßen hätte. Selbst als Mr Hugtree mit seinen Freunden versuchte, die Bäume zu einem anderen natürlichen Lebenswandel zu bewegen, machten die Bäume nichts anderes, als kräftig zu lachen und sie mit Tannenzapfen zu überschütten. Ab und an schenkten sie ihnen auch altes schrumpeliges Obst, das sie irgendwo aufgetrieben hatten, und forderten die Schüler auf, doch kräftig hineinzubeißen. Das Obst wäre zwar nicht rein vegetarisch, aber gesund. Hier zeigten sich die erste Risse in der ökologischen Bewegung, als Hugtrees jüngere Schwester Windpower Hugtree gestand, sie würde das alte, krumplige Obst ihres Bruders eh immer in den Müll werfen, ungetrennt, nicht ordentlich nach grünen, roten, madigen und matschigen Früchten getrennt, wie ihr Bruder es ihr einmal gezeigt hatte. Sie hatte ja schon immer gewusst, dass die Muggel unter Mülltrennung etwas anderes verstanden. Etwas Unruhe gab es erst, als ein unbekannter Schüler wissbegierig im Unterricht für Geschichte der Zauberei Professor Binns mit Fragen löcherte. Nicht nur, dass diese Aktion die Schüler von ihrem gewohnten Dösen abhielt – es gab noch keine Hermine, die alles mitschrieb –, Professor Binns machten diese Fragen anscheinend nervös, vor allem als die Frage nach Koboldaufstand und der Beteiligung von Weihnachtsbäumen aufkam. Noch übler war das Auftauchen von zwei Echten Weihnachtsbäumen – darum handelte es sich nämlich bei unbekannten Schülern immer – im Kräuterkundeunterricht, als sie vor den Fünftklässlern Professor Sprout immer verbessern wollten, und diese sie erst durch den Einsatz von Alraunen vertreiben konnte. Am nächsten Tag waren sie im Kräuterkundeunterricht der Erstklässler vertreten und hatten einen Lederanzug für die Peitschende Weide mitgebracht. Diesmal setzte Professor Sprout entgegen ihrer sonstigen liebenswürdigen Art Schockzauber ein. Den größten Fehler beging ein Weihnachtsbaum, indem er in der Vorbereitung zur ZAG-Prüfung bei Professor Snape auftauchte. Dieser stellte kurzerhand den Unterricht um und benutzte den anwesenden Baum „partiell“, wie er im Lehrerzimmer verkündete, als Zaubertrankingredienz. Partiell bedeutete Zapfen, Nadeln, einzelne Äste und Zweige. Und Harz. Mr Mooses Greenway, ein Freund von Mr Hugtree, versuchte nur kurz zu protestieren und wurde gezwungen, dem Baum das Harz abzunehmen. Dass sie Hagrid öfters besuchten, verstand sich von selbst. Als die Bäume Anfang Februar noch immer die Säle, Kerker, Gänge und Treppen Hogwarts’ bevölkerten, wurde im Lehrerzimmer und bei den meisten Schülern die Geduld aufs Äußerste strapaziert. Und dann kam der Tag, der das Fass zum Überlaufen brachte. Beim Quidditchmatch zwischen Gryffindor und Ravenclaw fanden sich alle Bäume auf den Tribünen wieder, es schien ihnen allerdings gelungen zu sein, am Freitagabend nach Hogsmeade zu kommen und ein Fass Feuerwhisky zu organisieren. Das heißt, man fand hinterher das Fass in einem leeren Klassenzimmer, ebenfalls leer. Dafür waren die Bäume voll dabei beim Spiel. Sie trugen blaue oder auch rote Schals und feuerten die jeweiligen Teams an. Aber die Lieder wurden mit dem Fortgang des Matches immer unanständiger und auch die Äste blieben nicht da, wo sie sollten. Mr Hugtree, der sich für diese Wesen immer noch verantwortlich fühlte und diese beruhigen wollte, wurde von der Tribüne geworfen. Das Match, dass Ravenclaw knapp für sich entscheiden konnte, war schon zu Ende, als die Bäume Feuer an die Tribüne legten und unter dem Absingen von sehr, sehr unanständigen Liedern in Richtung Hogwarts zogen. Dort wartete Albus Dumbledore und ließ die Bäume durch einen Zauber erstarren. Mr Hugtree, auf einer Bahre liegend und auf die erste Behandlung durch Madame Pomfrey wartend, wollte protestieren – wieder einmal –, wurde aber durch einen Blick des Schulleiters daran gehindert. „Mr Hugtree, Ihr Eintreten für andere Wesen und die Welt um Sie herum in allen Ehren. Aber nehmen Sie die Natur so, wie sie ist, und nicht, wie Sie sie gerne hätten. Die Natur gibt den Wesen eine Natur mit, die wir glücklicherweise nicht verändern können. Wir sollten es erst gar nicht versuchen. Die Echten Weihnachtsbäume sind sehr anhänglich und versuchen uns Menschen nachzuahmen, um Freunde zu gewinnen, und nun ist es Ihre Aufgabe, ihrer Herr zu werden. Sie können sie jetzt nicht einfach wieder in den Verbotenen Wald bringen – sie würden sofort wiederkommen. Und ich bin nicht gewillt, diese Wesen, die an sich sehr friedfertig und still sind, mit irgendwelchen Zaubern zu behelligen. Also sehen Sie zu, was sie jetzt machen. Andernfalls wären die Eltern Ihrer Gruppenmitglieder bestimmt nicht sehr begeistert, wenn ich die Bäume reihum bei ihnen vorbeischicken würde. Gut gemeintes Handeln ist nicht immer gutes Handeln. Und wenn eine Idee überstrapaziert wird, geschieht so etwas, was hier passiert ist.“ Drehte sich um, verschwand durch das große Tor und schien sich trotz der ernsten Worte köstlich zu amüsieren. Die Rettung kam nach heftigen Diskussionen durch die deutsche Austauschschülerin. Nachdem sie Hugtree und seinen Freunden mal kräftig ihre Meinung, was ökologisches Schwätzen betraf, kundgetan hatte, bot sie sich an, einen Brief an ihren Schulleiter auf Burg Fleckenstein zu schicken. Die Bäume, die sich weigerten, sich mit Mr Hugtree und seiner Gruppe zu unterhalten, wurden von einer Ravenclaw-VS betreut und dieser gelang es, zusammen mit dem „zufälligen“ Auftauchen von Professor Snape, die Bäume zu überzeugen ein Boot zu besteigen, die Nordseeküste hinunterzuschippern und schließlich den Rhein hinaufzufahren. In Burg Fleckenstein wurden sie in einem leeren, großen Saal aufgenommen und auf ein Leben in der Muggelwelt vorbereitet. Und so wurde Hogwarts eine Plage los. Aber in Deutschland befindet sie sich nun und ist scheinbar nicht aufzuhalten, denn es soll viele Muggel geben, die die Weihnachtsbäume nachahmen und sie begeistert empfangen. Dem ältesten Baum wurde der Name Karl Moik gegeben, er wurde ins Fernsehen eingeschleust und lud die Bäume seiner Herde reihum in seine Sendungen ein. Die erste Gruppe – noch etwas plump unter dem Namen „Die Randfichten“ getarnt – war der Vorreiter für viele Echte Weihnachtsbäume, die unter Namen wie Marianne und Michael, Spastlruther Katzen oder Hansi Hinterseer bekannt wurden. Ein besonders knorriges Exemplar nannte sich DJ Ötzi. Dem Exemplar, das in Professor Snapes Zaubertrankunterricht geraten war, gelang es, in Mannheim unterzutauchen und unter dem Namen Xavier Naidoo eine besonders harzige Karriere hinzulegen. Geschrieben von einem Echten Weihnachtsbaum, der unter dem Namen Florian Silbereisen bekannt ist.