Sternenhimmel - --
„Warum hat die Fee Sophie immer diesen Hut mit den vielen kleinen Monden und Sternen?“, fragt die Grille Rupert eines Abends ihren Freund Osman. „Na, weil Sophie unter einem Himmel voller Sterne zur Welt gekommen ist“, antwortet Osman. „Wie kommen Feen denn in unsere Welt? Und woher kommen sie?“ „Na ja, ich habe keine Ahnung, wo die Feen vorher sind, aber eines weiß ich ganz genau, denn Sophie hat es mir selber erzählt. Immer dann, wenn eine Fee verschwindet, taucht auf derselben Stelle eine neue Fee auf.“ „Versteh’ ich nicht.“ Osman holt tief Luft und erklärt es ihm dann: „Also, nehmen wir mal an, dass eine Fee sich langweilt, da wo sie ist. Dann wünscht sie sich einfach woanders hin. Sie macht ganz fest die Augen zu und *pling* ist sie weg. Aber an der Stelle wo sie gerade noch war, erscheint *pling* sofort eine neue Fee.“ Rupert überlegt und sagt: „Aha, und wie war das jetzt bei der Fee Sophie?“ Osman stöhnt und erklärt weiter: „Bei Sophie war es so: Ihre Mutter, die Fee Samira, stand eines Nachts im Wald und schaute in den Sternenhimmel. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie jetzt viel lieber auf einer Insel wäre, wo es immer warm ist und die Sonne scheint. Samira wünschte sich ganz fest dahin und *pling* war sie verschwunden. Dann machte es wieder *pling* und schon war Sophie da.“ „Ah, und deshalb sieht man nie eine Fee mit ihrer Mutter, oder was?“ „Genau“, sagt Osman, „denn die ist ja dann woanders.“ „Na dann“, murmelt Rupert zufrieden und schläft ein. Osman ist noch wach und denkt darüber nach, wie die Geschichte weiterging. Das hat Sophie ihm nämlich auch erzählt. Nachdem es *pling* gemacht hatte, stand Sophie völlig überrascht da. Was war denn auf einmal geschehen? Wo war sie? Staunend blickte sie sich um. Sie stand auf einem Abhang, auf einer kleinen Lichtung. Um sie herum war der Wald und zwischen all den Bäumen war es sehr dunkel, aber vor ihr und über ihr war der Himmel mit einem großen Mond und vielen, kleinen und leuchtenden Sternen. Sophie stand da und schaute in den Himmel, bis es Morgen wurde und man die Sterne nicht mehr sehen konnte. Da machte sie sich auf, um Freunde zu suchen. Als Erstes fand sie zwei winzig kleine Grillen. Das waren Rupert und Osman. Die beiden wohnen nämlich in einem Baumhaus am Rande der Waldlichtung. Die Fee fand sie sehr nett und freute sich, dass sie so schnell Freunde gefunden hatte. Seit dieser ersten Nacht im Wald kommt Sophie immer wieder auf die Lichtung im Wald zurück, wenn sie sich die schönen Sterne und den Mond anschauen will. Auch heute hat sie sich in ihrem Zaubersessel auf den Weg gemacht. Osman sieht sie noch am Fenster vorbeifliegen und dann schläft auch er ein. Währenddessen ist Sophie auf der Waldlichtung gelandet. Es ist Winter und heute Nacht ist es besonders kalt. Auf der Lichtung liegt Schnee, aber das macht Sophie nichts aus. In ihrer Truhe hat sie sich nämlich eine Decke mitgebracht. Während sie auf ihrem Zaubersessel sitzt, breitet sie die Decke über sich aus und kuschelt sich darin ein. Trotz Decke friert sie immer noch. Dann blickt sie hoch zum Himmel und beobachtet die Sterne. Bald schon merkt sie nicht mehr, wie sie bibbert und zittert. Wie wunderschön sie sind. Ihr scheint es, als leuchteten die Sterne immer heller. Es gibt kleine und größere. Einige stehen nah nebeneinander und andere einsam und allein. Diese strahlen aber umso heller. Manche Sterne erweckten in Sophie den Eindruck, als wenn sie blinken würden. Zwinkerten sie ihr etwa zu? Was sie ihr wohl sagen wollten? Am nächsten Tag schlafen Osman und Rupert ein bisschen länger. Die Sonne ist schon über die Bäume gekrochen und steht am Himmel, da schlägt Osman die Augen auf. Vom Bett aus kann er zwischen den Ästen direkt auf die Wiese gucken, auf der Sophie am Abend vorher gesessen hat. Draußen vor dem Baum liegt eine weiße Winterwelt. „Rupert“, ruft Osman, „wach auf. Komm, lass uns sofort aufstehen.“ Rupert blinzelt und brummt: „Häh, was? Warum?“ „Ich will draußen mit dir spielen und einen Schneemann bauen. Los jetzt. Beweg dich“, drängelt Osman. Rupert gähnt noch einmal und krabbelt unter der Decke hervor. Die beiden Grillen ziehen ihre Schuhe an und springen durch die Tür. Vor ihrem Haus ist alles weiß. Sie rennen ein Stück die Wiese hoch und suchen nach einem geeigneten Platz, um den Schneemann zu bauen. „Sieh mal, was ist das denn da?“, fragt Osman plötzlich. Rupert war immer noch müde und reibt sich die Augen. „Hmmm“, brummt er, „weiß ich auch nicht. Sieht aus wie ein Schneemann, oder?“ „Komisch, gestern war er aber noch nicht da.“ Nachdem sie näher herangegangen sind, bemerken sie, dass es sich nicht um einen Schneemann handelt, sondern um etwas aus Eis und das schimmert leicht bläulich. Es sieht aus, als handelt es sich um eine Art „Eisfrau“. „Das sieht aus wie die Fee Sophie“, meint Osman. Plötzlich ist Rupert hellwach. Er schaut die Eisfrau nochmal genau an und bestätigt schließlich: „Das ist Sophie. Sie ist eingefroren.“ „Ja, ich hab’ sie gestern noch gesehen. Sie wollte sich die Sterne wieder anschauen. Dabei hat sie sicherlich vergessen, wie kalt es war und ist dabei eingefroren.“ „Oh je, Osman, wir müssen sie da raus holen.“ Die Grillen fangen an, an der großen Eisfrau zu klopfen und zu schütteln, aber das Eis gibt nicht nach. „Wir sind zu schwach und müssen Hilfe holen“, sagt Rupert. „Ja, du hast recht, aber wen können wir holen?“ „Die Hexenfee Schabua. Sie kann schnell fliegen und sie kann am besten zaubern.“ Die Grillen strecken sich ganz lang und rufen die Hexenfee so laut sie können. Die Hexenfee Schabua malt gerade ihrem Papagei Fitchibuti neue Farbe auf die Federn, als der Wind ihr plötzlich die Hilferufe zuweht. Schabua klettert flink auf ihre Leiter und fliegt los. Die Rufe kommen aus dem Wald. Von oben sieht sie die zwei Grillen auf der Lichtung stehen und landet. Die Grillen erklären ihr kurz den Sachverhalt und Schabua inspiziert die Eisfrau genau. „Da haben wir den Salat“, erklärt sie. „Ich habe Sophie schon so oft gesagt, dass sie sich eine Wärmflasche mitnehmen soll, wenn sie sich nachts die Sterne anschauen möchte. Na ja, jetzt müssen wir sie aber schnell retten.“ Schabua klettert wieder auf die Leiter und fliegt dreimal um Sophie herum. Dabei ruft sie laut: „Babua baschua, ich bin Schabua. Was ich sag’, soll geschehen. Sophie kommt raus! Das will ich jetzt sehen.“ Schabua ist kaum gelandet, da kracht das Eis und zersplittert in tausend Stücke. Sophie, die darunter verborgen war, erscheint wieder und sagt: „Brrr, das war ja kalt. Ich muss eingeschlafen sein.“ „Nein, du bist eingefroren“, berichtigt Osman sie. „Wir haben dich gerettet.“ „Ehrlich? Und ich dachte, ich habe geschlafen und hab’ die ganze Zeit von Sternen geträumt. Danke.“ Schabua kichert: „Also ich finde, nach diesem Schreck könnten wir ein bisschen feiern. Wollen wir ein Fest mit allen Tieren machen?“ „Au ja, aber erst wenn es wärmer ist“, sagt Sophie und auch die Grillen sind begeistert. „Ein Fest, ein Fest und auch die Zwerge laden wir ein.“